Bonner Schülerinnen und Schüler werden zum Spielball politischer Ideologien

Veröffentlicht am 31.01.2009 in Schule und Bildung

60 Jahre Grundgesetz- und wo bleibt der Elternwille?

Noch in der letzten Woche hatten die Hardtberger SPD und ihre Ratskandidatin Gabi Sauermann gemeinsam mit Renate Hendricks, MdL, und Stefan Rau, dem Sprecher der Initiative 4. Gesamtschule mit betroffenen Eltern auf dem Brüser Berg über die dringende Notwendigkeit der vierten Gesamtschule in Bonn diskutiert.

Und doch kam es, wie es kommen musste.

Bonner Eltern und SchülerInnen haben sich für eine vierte Gesamtschule entschieden, und unsere CDU-Landesregierung in Düsseldorf ignoriert den Elternwillen.

Ein Schelm, der hier mangelndes Demokratieverständnis annähme.

557 Bonner Eltern bzw. deren Kinder haben keine Möglichkeit, die Schulform zu besuchen, auf der sie die für sich individuell besten Bildungschancen sehen.

Nicht genug damit, dass seit der Schulgesetzänderung unsere Grundschulen eine höchst kritisch zu betrachtende bindende Schulempfehlung abgeben, die nach allen bekannten Studien nur zu ca. 40% eine zutreffende Prognose für die Kinder beinhaltet. Jetzt werden die Kinder, obwohl sie es nicht wollen, wieder in das 3-gliedrige Schulsystem hineingezwungen, weil eine ideologische, parteipolitische Betrachtung aus einer „angemessenen Leistungsmischung“ eine strikte Zahl macht.
Elternwille?

Immer noch scheiden sich die (politischen) Geister an der Frage der Schulform.

Und das, obwohl Gesamtschulen in Nordrhein-Westfalen seit mehr als 20 Jahren vollkommen etabliert sind. Obwohl unsere Bonner Gesamtschulen auf beeindruckende Weise jeden Tag beweisen, wie erfolgreich gemeinsames Lernen umgesetzt werden kann.

Immer noch versuchen die konservativen Parteien den Gesamtschulen ein „2. Klasse-Image“ anzuhängen, immer noch wird hinter vorgehaltener Hand geflüstert „ach, der hat nur ein Gesamtschulabitur…“.

Gerne wird dabei unterschlagen, dass durch das Zentralabitur eindrucksvoll die objektive Vergleichbarkeit der Leistungen von Gesamtschülern und Gymnasiasten bewiesen werden konnte. Auch die hohe Integrations- und Förderfähigkeit der Gesamtschulen, die viele Kinder zum Abitur führt, die im 3gliedrigen Schulsystem schon nach der Grundschule aussortiert worden wären, scheint wohl nicht in die Ideologie der Landesregierung zu passen.

Erfolgreiche Konzepte, seien es deutsche oder europäische, werden ignoriert. Und da, wo Eltern und Schüler aufgrund von Wahlfreiheit ihre Meinung durchsetzen könnten, werden schnell ein paar Gesetze geändert, und still und heimlich wieder ein Stück Demokratie abgeschafft.

Es ist undemokratisch, den Ausbau einer guten und bewährten Schulform mit fadenscheinigen Argumenten zu verhindern, mit dem Ziel, ein antiquiertes, nach allen wissenschaftlichen Erkenntnissen zutiefst ungerechtes Schulsystem zu stützen.

Warum folgt die CDU/FDP- Landesregierung nicht dem Eltern – und Schülerwillen? In diesem Jahr, in dem alle (auch CDU-)Politiker die Demokratie und 60 Jahre Grundgesetz feiern.
Für die Demokratie in Deutschland wäre das jedenfalls ein gutes Zeichen.

Zum Bericht des Bonner Generalanzeigers vom 28.01.2009